Aktienschätzung

Modelle zur Korrelations- und Regressionsanalyse

Moderator: EDi

jogo
Beiträge: 2085
Registriert: Fr Okt 07, 2016 8:25 am

Re: Aktienschätzung

Beitrag von jogo »

Hallo Statistikmensch,

der Umgang mit Preisindizes (und anderen Mittelwertkonstrukten) hat mich gelehrt, dass man oft nicht einfach das arithmetische Mittel nehmen darf, sondern dass es darum geht, die sachlogisch richtige Berechnung durchzuführen.
Was ist in diesem Fall die sachlogisch richtige Berechnung? Wäre es nicht der Koeffizient, den man erhält, wenn man die Regression auf den Daten der verschiedenen Aktien durchführt. Das klingt bis dahin plausibel; jedoch gibt es bei dieser Art der Berechnung auch eine handfeste Überraschung:

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d1 <- data.frame(x=seq(1, 2, 0.1)); d1$y=1+0.3*d1$x
d2 <- data.frame(x=d1$x+1, y=d1$y+5)

lm(y ~ x, data=d1) ## Anstieg 0.3
lm(y ~ x, data=d2) ## auch hier Anstieg 0.3

lm(y ~ x, data=rbind(d1,d2)) ## Überraschung
und warum ist das so?

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plot(y ~ x, data=d1, xlim=c(0,7), ylim=c(0,7), col="blue")
points(y ~ x, data=d2, xlim=c(0,7), ylim=c(0,7), col="red")
abline(lm(y ~ x, data=rbind(d1,d2)))
Liefere bitte eine konkrete Rechenvorschrift für das, was Du mit Beta für die Berechnung über alle Aktien beschreibst.
Dabei kann es durchaus sein, dass man am Ende aus reinem Pragmatismus heraus wieder beim einfachen arithmetischen Mittel landet.

Gruß, Jörg
consuli
Beiträge: 479
Registriert: Mo Okt 10, 2016 8:18 pm

Re: Aktienschätzung

Beitrag von consuli »

Ich wollt nur kurz darauf hinweisen, dass das CAPM-Modell ziemlich veraltet ist.

Das CAPM ist qualitativ ungefähr die finanzmarktliche Entsprechung der naiven Wetterprognose "das Wetter von heute ist das Wetter von morgen".

Niemand der statistisch was auf sich hält, benutzt noch historische Schätzer für beta, sigma und mean-return.

Consuli
Irmgard.
StatistikMensch

Re: Aktienschätzung

Beitrag von StatistikMensch »

Hallo,
der Sinn dieser "Beta-Zeitreihe" soll die Ergebnisse der nach Beta-sortierten Portfoliobildung untermauern. Bedeutet nichts anderes als eine einfache Grafik zu erzeugen, welche den Durchschnittswert für jeden einzelnen Monat darstellen soll, um zu prüfen, ob es in bestimmten Marktphasen zu erheblichen Abweichungen kommt. (DotCom-Bubble, Finanzkrise) Dabei soll natürlich kein direkter Bezug zur Rendite der Aktien hergestellt werden, da hier insbesondere der Zeitraum der Betaschätzung einen enomen Einfluss hat.
Natürlich ist das CAPM kein aktuelles Modell. Vielmehr geht es auch nur auf den Rückgriff zum CAPM um eine vereinfachte Betaschätzung vorzunehmen. Was wäre denn aktuellere und "elegantere" Methoden um das Beta einer Aktie heutzutage zu schätzen?
LG
consuli
Beiträge: 479
Registriert: Mo Okt 10, 2016 8:18 pm

Re: Aktienschätzung

Beitrag von consuli »

Meines Wissens ist der aktuelle Forschungsstand folgender:

Man kann das Beta einer Aktie zum Risikomanagement eines großen Portfolios (mit mehr 30 Aktien in weltweiter Streung) benutzen, um grob abzuschätzen, was das Verlustquantil dieses Portfolios ist. (für ein kleines Portfolio muss man plain-vanilla Portfoliotheorie rechnen).

Umgekehrt sollte man Aktien aber eben nicht nach ihrem Beta, mean-return und Standardabweichung der Vergangenheit auswählen, weil Beta, mean und sd nicht konstant genug sind, insbesondere nicht bei Wachstumsunternehmen, Ein-Geschäftsfeld-Unternehmen und Unternehmen mit finanziellen Problemen.

Consuli
Irmgard.
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